Grundsätzliches zu den Konstitutionstypen im Physischen

Welche Konstitutionstypen unterscheidet man im Physischen?

Über welche Tore kommuniziert der Mensch mit seinem physischen Körper?

Und welche Auswirkung hat das Verhältnis der Glieder des dreigliedrigen Menschen auf seine Konstitution?

Aspekte zum Verständnis der gegensätzlichen Inkarnationszustände

Im Physischen unterscheidet man zwei Konstitutionstypen:

  • das großköpfige Kind und
  • das kleinköpfe Kind das

Um verstehen zu können, was mit diesen beiden gemeint ist, möchte ich vorab näher auf zwei Aspekte eingehen, die uns helfen diese Konstitutionstypen als gegensätzliche Inkarnationszustände von Kindern zu verstehen:

  1. Aspekt: die drei Tore der Kommunikation , über die wir mit der physischen Welt in Beziehung treten.

  2. Aspekt: das Verhältnis der einzelnen Funktionssysteme (NSS, RS, STGS) des dreigliedrigen Menschen zu Leichte und Schwere und auch zueinander .

Um z.B. Groß- und Kleinköpfigkeit erkennen zu können, ist es zunächst wichtig, jedes Kind daraufhin anzuschauen, wie sich bei ihm die drei genannten Funktionssysteme zueinander verhalten.

Ad 1. Kommunikation mit der Umwelt im Physischen

Körperlich kommuniziert jeder Mensch mit der Umwelt in dreifacher Weise: über die Sinne, über die Ernährung und über die Atmung.

  • Beziehung zur Welt über die Sinne

Im Bereich der Sinne sind wir ganz offen, die Welt zu hören, zu schmecken, zu riechen, zu tasten und anzuschauen (vgl. Sinne(spflege): Allgemeines zum Thema Sinne). Im Nerven-Sinnes-Bereich haben wir die Fähigkeit, die Welt so aufzunehmen, uns von ihr so beeindrucken zu lassen, wie sie ist. Der Reichtum des bewussten Seelenlebens wird weitgehend aus diesen Eindrücken und den sich daran anschließenden Gedanken und Gefühlen gebildet.

  • Beziehung zur Welt über die Ernährung und Verdauung

Ganz anders verhält es sich mit der Beziehung zur Welt durch das Stoffwechselsystem über Mund, Darmkanal und After. Hier werden all die verschiedenen Nahrungsmittel aufgenommen und radikal verändert, zerstört und schließlich „verdaut". Es geschieht genau das Gegenteil von dem, was im Nerven-Sinnes-Bereich vor sich geht. Ist die Verdauung gut, so bleibt nichts so, wie es war. Schon mit den Zähnen fangen wir an, „die Welt" unsererseits zu „beeindrucken". Die Welt der Nahrungsmittel erstirbt in ihrem Eigensein und bildet die Voraussetzung für den Aufbau der körpereigenen Substanz (vgl. Ernährung und Verdauung: Verdauung und Transsubstantiation ). Hier findet ein Sterben und wieder Geborenwerden statt. So wie der Mensch im Erkennen zur „Welt" wird, so wird die Welt „Mensch" durch die Arbeit der Stoffwechselorgane.

  • Beziehung zur Welt über die Atmung

Bei der Atmung handelt es sich nicht um flüssige und feste Substanzen wie bei der Nahrung, auch nicht um Licht, Klang, Wärme wie bei den Sinneseindrücken, sondern um eine Öffnung zur Luft hin. Wir entnehmen der Atemluft etwa 4 % Sauerstoff und atmen das mit aus, was wir an CO2, also an Kohlensäure, nicht mehr benötigen: Der größte Teil der Atemluft verlässt den Körper also unausgetauscht. Daher kann man mit der Ausatemluft, in der immer noch ca. 17 % Sauerstoff enthalten sind, einen anderen Menschen wiederbeleben, wenn er einen Atemstillstand erlitten hat. Durch die Atmung sind Mensch und Welt unmittelbar im rhythmischen Austausch miteinander.

Ad 2. Der dreigliederige Organismus zwischen Schwere und Aufrichtekraft

Die drei von ihrer Gestaltung und Funktion her sehr unterschiedlichen Bereiche des menschlichen Organismus sind auf spezielle Weise mit der Schwere und Leichte des Physischen verbunden (vgl. Anthroposophische Menschenkunde: Zur funktionellen Dreigliederung des menschlichen Organismus):

  • Das Nervensinnessystem (NSS) ist mehr dem Auftrieb ausgesetzt und das Gehirn sogar durch das allseitige Umgeben-Sein von Gehirnwasser (Liquor) teilweise sogar der Schwere enthoben.

  • Der Bauchraum mit den Verdauungsorganen des Stoffwechselsystems (SWS) unterhalb des Zwerchfells hingegen ist der Schwere unterworfen. Bei einem schlanken Menschen „hängt" zum Beispiel der Magen richtig herunter, der bei einem korpulenten Menschen aufgrund der Fettpolster hoch gedrückt erscheint.

  • Die Mitte des Menschen, das rhythmische System (RS) mit Herz und Lunge, vermittelt auch zwischen der Schwere des Körpers und seiner Leichte, der Aufrichte- und Auftriebskraft.

Die drei unterschiedlichen Seelenfähigkeiten

Ähnlich unterschiedlich zeigen sich die dem dreigliedrigen Organismus zugehörigen Seelenfähigkeiten (vgl. Anthroposophische Menschenkunde: Denken, Fühlen und Wollen und Leib, Seele und Geist):

  • Bewusstseinserlebnisse und Gedanken empfinden wir als licht und leicht, nicht materiell, nicht schwer. Sogar wenn wir „schwere" Gedanken haben, sind sie in dieser Hinsicht leicht.

  • In der Mitte, bei der Lungenfunktion im Thorax, besteht ständig ein Unterdruck, der beim Einatmen zunimmt und beim Ausatmen weiter besteht, so dass die Lungen aufgespannt bleiben und nicht kollabieren. So erleben wir das Gefühlsleben einerseits leicht und beweglich, andererseits deutlich mehr an den Leib gebunden als das Denken.

  • Das Wollen hingegen wird ganz an den Leib und seine Schwere gebunden erlebt. Es entfaltet sich körperlich in der tätigen Überwindung der Schwere.

Vgl. „Gesundheit und Erziehung“, Kapitel 14