Gegenüberstellung von physischem Leib, Festem und Lunge
Wie hängen Ich-Organisation, das Herz und das Element Feuer zusammen?
Welche Gemeinsamkeiten haben sie und was kann uns das sagen?
Was Wesensglieder, Organe und Elemente verbindet
Wenn man die Entstehung der Inkarnationsorgane der Wesensglieder in der Embryonalzeit studiert, kommt man wie von selbst auf die Funktionsdynamik der dazugehörigen Wesensglieder. Näheres zeigt die folgende Gegenüberstellung von Wesensglied, dazugehörigem Element sowie des entsprechenden Organes.
- Die Lunge als Inkarnationsorgan des physischen Leibes
Die Lunge ist das Inkarnationsorgan für das Physische und der Melancholiker unter den Organen. Über sie erfolgt die erste Einatmung und die letzte Ausatmung. Ich habe immer wieder versucht mir klarzumachen, wieso physischer Leib und Lunge zusammengehören. Dafür gibt es mehrere Indikatoren:
Kohlenstoff, als Urbaustoff der physischen Form, wird über die Lunge ständig ein- und ausgeatmet.
Auch ist die Lunge dem Physischen so nahe, weil sie beim Embryo aus dem Vorderdarm aussprosst, der später den Schlundbereich bildet, den Bereich über den später die physische Nahrung aufgenommen wird. Genau dort sprossen die Lungenbläschen in dichotomer Weise aus einem gemeinsamen Bläschen aus dem Darm heraus. In der anthroposophischen Kosmologie entspricht der Darm der Erde und die sieben Flüssigkeiten den Planeten.
Das Urprinzip, das daran anschließt, ist die Aufnahme der physischen Welt. Die geistige Welt schafft sich dieses Tor ins Physische, indem sich die Außenwelt über die Atmung ständig in das Physische hineinschiebt. Man kann sich den Bronchial-Baum vorstellen, der sich in den physischen Körper wie hineinstülpt. Er bildet immerhin eine Fläche von 80-100 m², die als Alveolen-Oberfläche von der Außenluft bestrichen wird
Das Bauprinzip unserer Lunge ist zudem dualer Natur. Das finden wir im Physisch- Mechanischen beim Computer wieder: 2 – 2 – 2. So bildet sich die Lunge auf der linken Seite aus zwei, aus der rechten aus drei Bläschen, die sich weiter und weiter teilen
Dabei ist die Lunge vollkommener Passivität unterworfen, sie kann aus sich selbst heraus gar nichts, wird wie eine Marionette von außen bewegt – auch das eine Eigenschaft des Festen, Physischen. Sie wird durch die Atemmuskulatur bewegt, wird gehalten und gestützt vom Umkreis. Die Lunge ist ein Organ, das aus sich heraus in keiner Weise partizipieren kann.
- Funktionsdynamik des physischen Leibes
Dass wir so fest und solide gebaut sind, verdanken wir unserer physischen Konstitution. Diese Festigkeit liegt dem genetischen wie auch dem reellen Fingerabdruck zugrunde. Beide sind Marker, über die man das Individuum identifizieren kann. Unser physischer Leib zwischen Geburt und Tod sieht trotz seiner Festigkeit in jedem Jahr anders aus. Es wäre wunderbar, wenn es Bilder eines Menschen gäbe, der sein ganzes Leben hindurch, vom ersten bis zum letzten Tag, fotografiert wurde. Das wird es sicher einmal geben, das würde ich gerne sehen! Daran würde sich zeigen, wie wandelbar der feste physische Leib ist, dass seine Form sich ständig ändert, – einfach aufgrund der Tatsache, dass in ihm Prinzipien der Verwandlung wirken:
- Leben,
- Seele
- und Geist
Dem entgegen wirkt aber auch das Prinzip, das ständig zum Augenblick sagt: „Verweile doch, du bist so schön!“ Das ist die gnadenvolle Widerstandskraft des physischen Prinzips (vgl. Anthroposophische Menschenkunde: Begabungen des physischen Leibes), das den momentanen Zustand, das aktuelle Aussehen festhalten möchte.
Rudolf Steiner nennt die Wesensglieder auch Gesetzeszusammenhänge (vgl. Wesensglieder: Grundlegendes zum Thema Wesensglieder). Das finde ich für uns Mediziner immer den besten Begriff. Gesetzeszusammenhang macht deutlich, dass der physische Leib nicht materiell ist. Er besteht vielmehr aus Gesetzmäßigkeiten, die
- ausscheiden,
- differenzieren,
- formen
- und verfestigen können.
Der physische Leib erscheint als feste Form, er scheint aus dem Wässrig-Prozessualen herauszufallen, von Moment zu Moment. Würde man einen Menschen von Geburt an jeden Tag zu einem bestimmten Zeitpunkt fotografieren, würde man sehen, wie der Mensch vom Neugeborenen bis zum 90-Jährigen jeden Tag ein anderer ist. Das könnte man sich anhand dieser Bilder bewusst machen: Wir sind an keinem Tag dieselben wie am Tag zuvor. Wir werden täglich neu aus dem Flüssigen heraus geformt und verändern uns dabei, kaum merklich, aber doch.
- Eigenschaften des festen Elementes
Rudolf Steiner arbeitete in seinen Schriften heraus, dass man das Physisch-Feste eigentlich nur nach dem Tod richtig erkennen könne, wenn das Ätherische den Leib verlassen hat. Der physische Leib hat immer das Bestreben, aus dem Zeitlich-Prozessualen herauszufallen und sich erstarrend in den Raum hineinzubegeben. Er wird jedoch vom Ätherleib immer wieder zurückgehalten, zurückgezogen, damit er nicht dem Leben „entfällt“ und stirbt.
Das sind jetzt nur ein paar Haupt-Indikatoren, um anhand der jeweiligen Funktionsdynamik der Organe darzustellen, welches Wesensglied sich in ihnen inkarnieren bzw. „am Körper befestigen“ kann. Deswegen sind diese vier auch die transplantationspflichtigen Organe. Man kann ohne sie nicht leben. Sie begrenzen das Leben unwiederbringlich, wenn sie ausfallen. Man kann den Ausfall vorübergehend überbrücken durch Medikamente oder – im Falle der Niere – durch die Dialyse, aber dann muss man transplantierten, um den Wesensgliedern sozusagen wieder ein neues Gefäß anzubieten, falls das Leben noch weitergehen kann und soll.
Vgl. Vortrag über Wesensglieder auf der Schulärztetagung 2016