Wovor und wie man Kinder schützen kann

Woher kommen die Wachstums- bzw. die Lebenskräfte des Kindes?

Wie hängen Mutter und Kind kräftemäßig zusammen?

Wovor müssen wir unsere Kinder schützen und inwiefern sind sie geschützt?

Geistige Quelle der Lebenskräfte

So unterschiedlich die Erlebnisse von Müttern in der Schwangerschaft auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Sie nehmen ihr Kind sehr früh als autonomes Wesen wahr, das von sich aus wächst und sich entwickelt.

Woher die Wachstumskräfte des Kindes stammen, beschreibt Rudolf Steiner aufgrund seiner geistigen Forschung folgendermaßen: Jeder Mensch erarbeitet im Nachtodlichen unter göttlicher Führung in Verbindung mit den hierarchischen geistigen Wesen die geistige Konzeption des Körpers für sein nächstes Erdenleben (vgl. Nachtodliches und vorgeburtliches Leben: Nachtodliche Begleitung durch die dritte Hierarchie). Dazu gehören auch die Wachstumskräfte. Diese geistige Konzeption ist ein weisheitsvoller Kosmos aus Gesetzmäßigkeiten, die bei der Befruchtung mit der Substantialität der Erde in Berührung kommen. Die Mutter stellt dem Geistkeim des Kindes Substanz zur Verfügung, aus der heraus es im Zuge der Schwangerschaft seinen Leib entwickelt. Sie dient gleichsam als großzügiger Stofflieferant, der alles herbeischafft, was das Kind für seine Entwicklung braucht.

Die Mutter-Kind-Beziehung ist sehr intimer Art und stellt eine besondere Form des Gebens und Nehmens dar. Vor allem die Gedanken- und Wachstumskräfte stehen in einer sehr individuellen gegenseitigen Wechselwirkung. So ist es verständlich, dass Mütter sich bisweilen geschwächt fühlen und ein andermal einen Kräftezuwachs erleben.

Schutz durch Bindung an die Eltern

Im Zusammenleben mit anderen Menschen stärken und schwächen wir uns ständig gegenseitig, ob wir dies merken oder nicht. Das ist bei Geschwistern nicht anders. Man muss nur darauf sehen, dass bestimmte Grenzen gewahrt werden. Kleine Kinder haben einen erstaunlichen Schutz und hören beispielsweise bestimmte Dinge gar nicht, die sie nicht verstehen. Es ist außerdem interessant zu beobachten, dass das, was ältere Geschwister oder andere Menschen zu den kleineren Kindern sagen, längst nicht so tief geht und so wirksam ist, wie das, was die Eltern sagen. Daher brauchen wir auch keine so große Angst zu haben, dass sie von schlechten Einflüssen anderer Kinder besonders tiefgehend geschädigt würden. Denn dasjenige, was zu Hause gilt, entscheidet letztlich darüber, woran sich das Kind orientiert. Die anderen Einflüsse bleiben dem gegenüber mehr an der Oberfläche.

Kinder ahmen die Menschen am intensivsten nach, die sie am meisten lieben, und das sind in der Regel die Eltern und nach ihnen auch die Geschwister (vgl. Erziehung: Erziehung und Vorbild). Das ist gleichsam eine Art körperlicher Idealismus – das heißt, Hingabe an das Vorbild, dem man nachstreben möchte.

Wenn hingegen ein anderer Mensch von den Kindern etwas fordert, so kann man manchmal von ihnen hören: „Du bist hier nicht der Bestimmer!“. Oder: „Du bist nicht meine Mutter, du hast mir nichts zu sagen!“ . Kinder haben eben ein gutes Unterscheidungsvermögen, von wem sie etwas annehmen wollen und von wem nicht. Das setzt sich weitgehend durch, und darauf sollte man vertrauen und nicht in übertriebener Weise versuchen, seine Kinder vor allen möglichen Einflüssen seitens anderer Kinder und Erwachsener zu schützen.

Nötiger Schutz vor Medien

Allerdings sollte streng darauf gesehen werden, dass alles, womit die Kinder zu Hause umgehen, ihrer altersentsprechenden Ent¬wicklung Rechnung trägt (vgl. Medienpädagogik: Goldene Regel für den Umgang mit Technik und Medien). Das gilt insbesondere für Spielsachen, zu denen heute auch Medien gehören. Und hier gilt auch für die älteren Geschwister, dass sie beispielsweise mit technischen Spielsachen, die sich für die jungen Geschwister nicht eignen, nur spielen sollten, wenn die Kleinen nicht zugegen sind. Denn wenn man Kinder an technische Apparaturen heranlässt, sind sie davon fasziniert, aber schlicht überfordert, wie zum Beispiel von Fernsehen und Handy. Davor können sich Kinder nicht schützen.

Eventuell ist es dann auch sinnvoll, solche Spiele und Tätigkeiten bei Klassenkameraden zu machen, die keine kleineren Geschwister haben, und nicht zu Hause. Vieles lässt sich über individuelle Einzellösungen auf verschiedenste Weise so regeln, dass alle zufrieden sind.

Vgl. Kapitel „Zusammenhänge der menschlichen Denktätigkeit“, Elternsprechstunde, Verlag Urachhaus, Stuttgart