Dem Leben dienende Hauptelemente
Welche sind die auf der Erde vorkommenden lebensnotwendigen Hauptelemente?
Wie dienen sie dem Leben?
Was sind die vier Ätherarten und welche Aufgabe haben sie?
Hauptelemente des Lebenden und ihre Aufgabe
In Kapitel III von „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst“1 werden die vier natürlicherweise auf der Erde vorkommenden Elemente genannt, die den Lebenserscheinungen dienen: Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff.
- Kohlenstoff – Gerüstsubstanz aller Lebewesen
Kohlenstoff ist das strukturgebende zentrale Element der sogenannten Kohlenstoffchemie, d.h. der gesamten organischen Chemie. Er ist die Gerüstsubstanz aller Lebewesen und die Kohlenhydrate, d. h. die Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Sauerstoff-Verbindungen, sind in jeder organischen Substanz nachweisbar.
Die großen Kohlelagerstätten und fossilen Energieträger entstammen erstorbenem Leben. Durch ihre Brennbarkeit und das damit verbundene Freiwerden von Licht und Wärme machen sie sichtbar, dass sich die lebende Substanz nur unter Aufnahme von Licht (Photosynthese) und Wärme aus dem Kosmos hat bilden können.
- Sauerstoff – häufigstes Element der festen Erdkruste
Sauerstoff ist mit gut 47 % das häufigste Element der festen Erdkruste mit ihren vielfältigen Gesteinsbildungen. Man findet ihn in den meisten Mineralien sowie in den Granit- und Kalkgebirgen.
- Stickstoff – Hauptelement der Lufthülle der Erde
Stickstoff ist mit etwa 80 % das Hauptelement der Lufthülle der Erde. Sein Anteil an der Pflanzenwelt ist gegenüber seinem Vorkommen in tierischer und menschlicher Eiweiß-Substanz gering – wenn man von den Knöllchenbakterien der Leguminosen absieht, die den Stickstoff aus der Luft über komplexe schwermetallhaltige Enzymsysteme in Aminosäuren einbauen können.
- Wasserstoff – Element größter Leichte und Wärmekapazität
In Abs. 4 von Kapitel III fragen die Autoren ganz gezielt:
Was macht das als Wasserstoff Erscheinende im Organismus durch?
Wie erscheint er außerhalb der lebendigen Organismen?
Wasserstoff nimmt im periodischen System der Elemente, das nach deren Atomgewicht angeordnet ist, eine Sonderstellung ein. Er ist so leicht, dass er sich der Gravitationskraft der Erde entzieht. Seine Heimat ist der Weltraum, indem er 75 Gewichtsprozent ausmacht, neben 25 % Helium. Die meisten Sterne bestehen aus Wasserstoff-Helium-Gemischen.2 Auch besitzt der Wasserstoff die größte Wärmekapazität aller Elemente. Gegenüber Wasser (spezifische Wärme von 1, 0) kann er 3 bis 4 mal mehr Wärme aufnehmen bzw. abgeben als Wasser, weswegen Wolff in seiner Biochemie schreibt, dass er eigentlich Feuerstoff heißen müsste, da er so gesehen aus inkorporierter Wärme besteht.3 Hauptcharakteristikum des Wasserstoffs ist aber seine nahezu vollständige Schwerelosigkeit, seine ‚Leichte‘. Und eben dies macht seine Verwandtschaft mit den ätherischen Leichte-Kräften aus. Er dient im Organismus der Überwindung der Erdenschwere und bewirkt dadurch, dass sich die Gesetzmäßigkeiten des mineralisch-physischen Leibes den belebenden ätherischen Kräften fügen können.
Leben und Leichte des Ätherischen
In seinem Buch „Mensch und Materie“ widmet Ernst Lehrs dem Thema ‚Leichte‘ als Gegenpol zur Schwere ein Kapitel.4 Darin macht er auch auf die Tatsache aufmerksam, dass der Tod eine sekundäre Erscheinung des Lebens ist: nur ein lebendiger Organismus kann sterben – Leben steht also an erster Stelle, weswegen Totes aus Lebendem hervorgeht und nicht umgekehrt Leben aus toten Bausteinen konstruiert werden kann.
Auch wenn selbstverständlich organische Moleküle synthetisiert werden können, entsteht dadurch trotzdem noch lange kein eigenständiger Lebenszusammenhang. Lebendige Organismen haben ihre eigene Gesetzlichkeit, die nicht an die Schwerkraft gebunden ist, sondern an den Auftrieb, die Leichte-Kraft, für die Steiner den Ausdruck ätherische Kraft gewählt hat.
Ätherarten und Aggregatszustände
Im „Landwirtschaftlichen Kurs“ charakterisiert Steiner die eiweißbildenden Elemente als Träger des Lebens5 – da das Geistige bei allem, was wir auf der Erde haben, „immer physische Träger haben muss“,6 um sich sichtbar manifestieren zu können. Damit wird nur angedeutet, was in der „Geheimwissenschaft“ ausführlich geschildert wird: Die Entstehung von vier verschiedenen ätherischen Qualitäten im Zusammenhang mit den Aggregatzuständen der physischen Stofflichkeit:
- Lebensäther, der feste Stoffe beleben kann,
- chemischer Äther, der die flüssigen Stoffe regelt,
- Lichtäther, der die gasförmigen durchdringt,
- Wärmeäther, der das Ganze beherrscht.
Diese Andeutungen zeigen, wie entscheidend zum Verständnis auch dieses dritten Kapitels einerseits gute Kenntnisse der Biochemie sind und andererseits ebenso gediegene Kenntnisse einer geisteswissenschaftlichen Chemie und Biochemie, wie sie Rudolf Steiner nicht nur im „Landwirtschaftlichen Kurs“, sondern auch in vielen anderen Vortragszusammenhängen – sowie in seiner „Geheimwissenschaft“ –, veranlagt hat.7
Vgl. „Einleitung zu Band 15, Schriften zur Anthroposophischen Medizin, Kritische Edition der Schriften Rudolf Steiners“, frommann-holzboog Verlag, Stuttgart 20258
- Rudolf Steiner, Ita Wegman, Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst, GA 27.
- Vgl. Trueb (1996), 19.
- Vgl. Wolff (2013), 28f.
- Vgl. Lehrs (1987), 169–182.
- Vgl. GA 327, insbesondere 52–66.
- Ebd., 56.
- Inzwischen ist eine reiche Literatur zum Ätherischen erschienen. Hier sei insbesondere auf die Darstellungen von Ernst Marti (1903–1985) und Otto Wolff hingewiesen. Marti bekam als junger Arzt von Ita Wegman den Auftrag, das Ätherische zu lehren. Eine Aufgabe, der er neben seiner ärztlichen Arbeit zeitlebens treu geblieben ist. Vgl. Marti (2014) und Wolffs Charakterisierung der Leben tragenden Substanzen in: Wolff (2013), 19–70.
- In Band 15 der SKA findet sich auch das umfangreiche Literatur- und Referenzverzeichnis. Wer den Inhalt weiter vertiefen möchte, kann sich dort darüber informieren.