Dreiheit der Organgliederung des tierischen (und menschlichen) Organismus
Welche unterschiedlichen Organsysteme bilden welche Organe?
Welche Besonderheit weist jede Organisation auf?
Gibt es Beispiele für die Herausgehobenheit des Astralischen?
Menschlich-tierische Organsysteme und deren Organe
In den letzten drei Absätzen des vierten Kapitels von „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst“1 schildern die Autoren die Dreiheit der Organgliederung des tierischen Organismus wie folgt:
- Organe des Physischen
„Die physische Organisation bildet Organe, die durch die ätherische und astralische Organisation hindurchgegangen, die aber wieder auf dem Rückwege zu deren Bereich sind. Ganz angekommen in deren Bereich können sie nicht sein; denn das müsste den Tod des Organismus zur Folge haben.“2
Hier handelt es sich um diejenigen Organe, welche die tierische (und die menschliche) Gesamtgestalt bestimmen und stützen, wie z.B. alles Horn- und Hufartige, Fell- und Haut, sowie Schalen und Knochen.
- Organe des Ätherischen
„Der ätherische Organismus bildet Organe, die durch die astralische Organisation hindurchgegangen sind, die aber sich dieser immer wieder zu entziehen streben; sie haben in sich die Kraft zur Dumpfheit des Schlafes; sie neigen dazu, das bloß vegetative Leben zu entfalten.“3
Hier handelt es sich insbesondere um die Verdauungs- und Drüsenorgane.
- Organe des Astralischen
„Der astralische Organismus bildet Organe, die das vegetative Leben sich entfremden. Sie können nur bestehen, wenn dieses vegetative Leben sie selbst immer wieder ergreift. [. . .] Es muss ein rhythmisches Wechselwirken des tierischen und pflanzlichen in diesen Organen stattfinden. Das bedingt die Wechselzustände von Schlafen und Wachen.“4
Diese Funktionsweise ist charakteristisch für die Nerven-Sinnesorgane. Sie brauchen für ihre Regeneration die vorübergehende Ausschaltung der astralischen Kräfte-Wirkung. Aus der Schlafforschung ist schon lange bekannt, dass diese Organe insbesondere den REM-Schlaf brauchen, um zu regenerieren. Während der übrige Organismus mit Schlafentzug gut zurechtkommt und primär auf Nahrungsaufnahme und Phasen physischer Ruhe angewiesen ist, ist die Gesundheit des Nervensystems und der Sinnesorgane von ausreichendem Schlaf abhängig.5
„Im Schlafen sind auch die Organe der astralischen Kräfte in der Dumpfheit des pflanzlichen Lebens. Sie üben da keine Wirkung auf das ätherische und physische Gebiet.“6
Dem Physischen und Ätherischen enthobenes Astralisches
Damit kommt ein weiteres Charakteristikum zum Verständnis der ätherischen Kräfte hinzu: Immer, wenn Leben abgelähmt bzw. zurückgedrängt wird, kommt bewusstes Erleben zustande. Es entsteht dadurch ein (seelischer) Innenraum, in dem etwas bewusstwerden kann.7
Grundlage dafür, dass die tierische Substanz Träger der Empfindung sein kann, ist der Tatbestand, dass hier „etwas von dem Substanziellen ganz aus dem Bereiche der beiden Kräftegebiete [der physischen und ätherischen Kräfte, M.G.] herausgezogen“ werden kann.8 „Es entstehen Organbildungen, die im Bereiche der beiden Kräftegebiete verbleiben, und solche, die sich aus ihnen herausheben.“9 (vgl. Natur und Kosmos: Vom Wesen des empfindenden Organismus (Astralleib))
- Beispiel zentrales Nervensystem
Äußerlich sichtbar wird dies an der Tatsache, dass das zentrale Nervensystem vom Gehirnwasser umgeben ist, und durch dieses ‚Schwimmen‘ im Liquor erheblich an Eigengewicht verliert (es wiegt so intern nur ca. 30 Gramm anstatt 1300).
- Beispiel sensorischer Hörvorgang
Bei der Ohrbildung geht dieser Prozess so weit, dass der sensorische Hörvorgang ganz der Schwere und damit den physischen Kräften enthoben ist. Hammer, Amboss und Steigbügel – die Gehörknöchelchen – werden nur durch die Schallwellen in der Luft in Bewegung gesetzt. Die beiden Ohrmuskeln M. tensor tympani und M. stapedius haben rein regulative Funktion, da die von der Luft getragene Tonschwingung die Gehörknöchelchen in ihren Gelenken bewegt.10
Vgl. „Einleitung zu Band 15, Schriften zur Anthroposophischen Medizin, Kritische Edition der Schriften Rudolf Steiners“, frommann-holzboog Verlag, Stuttgart 202511
- Rudolf Steiner, Ita Wegman, Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst, GA 27, Kap. IV.
- Vgl. FN 1, S. 26f.
- Vgl. FN 1, S. 27.
- Ebenda.
- Vgl. Horne (1988), 310–314.
- Siehe FN 1.
- Vgl. hierzu Steiners Darstellung in VS, 11–45.
- Vgl. FN 1, S. 24.
- Ebenda.
- Vgl. A. Husemann (2024).
- In Band 15 der SKA findet sich auch das umfangreiche Literatur- und Referenzverzeichnis. Wer den Inhalt weiter vertiefen möchte, kann sich dort darüber informieren.