Korrespondenz zwischen Knochenbau und Intervallen
Was haben unsere Knochen und die Intervalle gemeinsam?
Wie zeigen sich die Korrespondenzen des einen mit dem anderen?
Intervalle und Knochen
Die Intervalle von der Prim bis zur Oktave lassen sich unterschiedlichen Knochen unseres Körpers zuordnen. Rudolf Steiner sagt dazu, dass unser Schlüsselbein so gebaut ist wie die Prim: Seine Form schwingt gleich der Prim hinaus und kehrt zu sich selbst zurück. Das entspricht einer Sinusschwingung. Das Nach-außen-Schwingen des Schlüsselbeins und die Fähigkeit, in sich selbst zurückzukehren, ist das zugrundeliegende Prinzip der Prim.
Dabei ist zu beobachten: Wenn der erste Ton erklungen ist, nach außen schwingt und zu sich selbst zurückkehrt, klingt der zweite Ton qualitativ anders, obwohl es sich es um denselben Ton handelt. Wenn Menschen Angst haben und ganz verkrampft sind, schwingt nichts. Erst wenn sie in der Lage sind sich zu öffnen, können sie nach außen schwingen und wieder zu sich zurückkehren. Das kennzeichnet die Offenheit, die zu einem gesunden Gefühlsleben beiträgt.
Die Prim bildet sich ab im Schlüsselbein
Die Sekund entspricht dem Oberarm,
die Terz dem Unterarm,
die Quart verdichtet sich in den Handwurzelknochen,
die Quint bildet sich in den plötzlich fünfstrahligen Handknochen ab, etwas wird wie zusammenfasst,
die Sext geht auf in den Fingerknochen
und fliegt davon in der Septim.
Die Oktave ist wie eine Umstülpung, die den Anfangston auf einer höheren Ebene neu gebiert. Es ist derselbe Ton auf einem anderen Niveau.
Physiologisch nach innen gehen durch Eurythmie
Wenn man sich in der Eurythmie gemäß den Intervallen bewegt (vgl. Kunsttherapie: Kunst als Weg zur Ergreifung des Ich ), kann man eine Evidenzerfahrung machen und die Qualitäten der Intervalle in Bewegung und Geste wiederfinden, ja mehr noch: Indem wir die Intervalle eurythmisch nachvollziehen, ergreifen wir unsere Knochen von innen, gehen einen Weg nach innen – nicht seelisch, sondern auf physiologischer Ebene. Man kann seelisch nach innen gehen, in der Eurythmie geht man aber physiologisch nach innen und erzeugt auf dieser Ebene eine Wirkung.
Um zu einem Evidenzerlebnis zu kommen, ist es hilfreich, sich die Gedanken bewusstmachen, die diesem Vorgang zugrundeliegen.
Vgl. Ausführungen vom IPMT in Santiago di Chile 2010