Allgemeine Gründe für eine Waldorferziehung
Gibt es konkrete Kriterien für die Wahl einer Waldorfschule, die über die Vermittlung von Lerninhalten hinausgehen?
Positive Nebenwirkungen der Waldorfpädagogik
Wenn ich Elternabende zur Einschulung hielt und die Frage gestellt wurde, ob ein Kind auf die Waldorfschule gehen soll oder nicht, erwähnte ich diese Studie und setzte hinzu, dass es u.a. aus meiner Sicht drei wichtige Gründe gebe, Kinder auf die Waldorfschule zu schicken.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, eine authentische Haltung gegenüber den Idealen der Waldorfpädagogik zu entwickeln, um nicht den Gefahren eines falschen Idealismus zu erliegen.
- 1. Gesundheitsvorsorge fürs Alter
Waldorferziehung stellt eine echte Gesundheitsvorsorge fürs Alter dar, die beste, die ich kenne. Sie ist eine Art Präventivmedizin für die zweite Lebenshälfte, bzw. für das letzte Lebensdrittel, in dem man heute ohnehin oft Gefahr läuft arbeitslos zu werden. Wird man auch noch krank, leidet man doppelt. Deshalb ist es eine echte Hilfe, wenn man früh gelernt hat, eine selbstbestimmte Haltung mit der damit einhergehenden Verantwortlichkeit und Initiativfreude zu entwickeln.
- 2. Abschwächung des materialistischen Einflusses
Waldorferziehung ist zudem ein Gegengewicht zur Tendenz, sich blind an die materialistische Kultur anzupassen. Das heranwachsende Kind hat es deshalb manchmal etwas schwerer im Leben, weil es nach anderen Gesichtspunkten handelt als üblich. Wer dieses Anders-Sein übersteht, hat oft Lust, sich zu engagieren, um an der heutigen Kultur etwas zu ändern.
Eltern allerdings, die wollen, dass ihre Kinder nirgends anecken, sollten sie nicht auf die Waldorfschule geben. Denn es kann Einsamkeit mit sich bringen, immer auch andere Gesichtspunkte zu sehen und einzubeziehen. Man hat auch weniger Gesprächspartner und benötigt ein ausgeprägtes Taktgefühl im Sozialen, damit man sich nicht überall wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt, sondern sich so zurückzunehmen weiß, wie Rudolf Steiner es von seinen Schülern verlangte: Man solle über seine Gedanken und Ansichten nur sprechen, wenn man danach gefragt wird.
- 3. Erlangung einer überkonfessionellen Orientierung
Waldorfschüler lernen eine tolerante, überkonfessionelle Orientierung kennen, die ihnen die Möglichkeit gibt, sich später für die verschiedensten Philosophien und Religionen zu interessieren, weil sie von allem schon gehört haben und mit allen wesentlichen Strömungen Bekanntschaft schließen durften.
Solange man jung ist, hat man kein großes Interesse an Gesundheitsfragen. In der zweiten Lebenshälfte ist dieses Thema jedoch von großer Bedeutung – wenn man noch in der Lage dazu ist. Ich bin zunehmend dankbar dafür, dass ich in meiner Waldorfschulzeit wertvolle Gesundheits-Ressourcen veranlagen konnte für die zweite Lebenshälfte.
Vgl. Vortrag „Ursprung und Ziel von Gesundheit“ an der Tagung „Connect“, Dornach, April 2007